Gemeinsam stark! Engagiert gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball
Eine Veranstaltung des Kreises GG im Landratsamt Groß-Gerau mit Sportkreisbeteiligung
Respekt im Fußball: Talkgäste von links: Moderator Söhnke Vosgerau, Nicolai Würtz (Fanprojekt Darmstadt), Franziska Frase (TSV Schott Mainz), „Cacau“, Se-bastian Hertner (Profispieler SV Darmstadt 98), Robert Neubauer (Fachwart Fuß-ball Sportkreis Groß-Gerau), Anton Schumacher (Pädagogischer Leiter/ Internats-leiter Eintracht Frankfurt), Markus Pfitzner (Vizepräsident SV Darmstadt 98).
KREIS GROSS-GERAU – Mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion und der Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“ sind im Landratsamt Groß-Gerau die Internationalen Wochen gegen Rassismus eröffnet worden. Auf Einladung des Netzwerks gegen Rechtsextremismus und Rassismus in Kooperation mit dem SV Darmstadt 98 diskutierten Fußball-Aktive, Funktionäre sowie Fanbeauftragte unter dem Titel „Gemeinsam stark!“ Strategien und Wege, um sich gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball zu engagieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Söhnke Vosgerau, Vorstand im „Lernort Stadion“.
Die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“ ist bis zum 12. April 2019 zu den allgemeinen Öffnungszeiten (Mo, Di, Do, Fr.: 8 – 12 Uhr, Mi.: 14 – 18 Uhr) im Foyer des Landratsamts zu sehen. Schulklassen oder andere Gruppen können auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Terminvereinbarung die Ausstellung besichtigen.
Terminanfragen unter: netzwerk-demokratie@kreisgg.de
Über die Veranstaltung „Gemeinsam stark! Engagiert gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball“ hat die Pressestelle einen Film mit Statements der Talkgäste gedreht. Der Film ist auf dem YouTube-Kanal „Kreisverwaltung Groß-Gerau“ unter folgendem Link abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=iYb9nCUMy_I&t=3s.
Als „eingefleischter Fußballfan und Landrat“ hieß Thomas Will die Gäste, darunter der frühere Nationalspieler und heutige DFB-Integrationsbeauftragte „Cacau“, der Darmstädter Profi Sebastian Hertner und die Mainzer Bundesligaspielerin Franziska Frase, in Groß-Gerau willkommen. Er zeigte sich erfreut, dass auf dem Podium neben „Cacau“ auch Vertreter der Lilien und Eintracht Frankfurt saßen, „vereint im Kampf gegen Rassismus“. „Ich betone immer die integrative Kraft des Sports“, sagte Will. „Vieles ist gut gelungen. Der Kreis sieht es als Pflichtaufgabe an, gegen Rechtsextremismus und Rassismus anzugehen. Die Ewiggestrigen, man muss sie stellen“, so der Landrat. „Diskriminierung gibt es nicht nur beim Fußball, nur dann steht solches Verhalten nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit.“
Stephan Schneider, Projektleiter der „Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball“ (IVF), stellte die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“ vor, die seit 2016 in mehreren Städten zu sehen war. „Wir gehen häufig an Sportschulen, um Schülerinnen und Schüler für das Thema zu sensibilisieren“, sagte Schneider. Fußball sei nach wie vor noch eine der letzten Männerbastionen im Sport, gleichwohl zeige die Ausstellung, die für Fairness, Respekt und Toleranz werbe, auch die andere Seite der Medaille – dass Fußball verbinde.
Im Anschluss diskutierten „Cacau“, Sebastian Hertner (Profispieler SV Darmstadt 98), Markus Pfitzner (Vizepräsident SV Darmstadt 98), Anton Schumacher (Pädagogischer Leiter/ Internatsleiter Eintracht Frankfurt), Nicolai Würtz (Fanprojekt Darmstadt), Robert Neubauer (Fachwart Fußball Sportkreis Groß-Gerau) und Franziska Frase (Fußballerin TSV Schott Mainz) ihre Erfahrungen und Einschätzungen zum Thema Diskriminierung und Rassismus im Fußball. Markus Pfitzner unterstrich das soziale Engagement des Vereins Darmstadt 98: „Wir sehen uns auch als Wertegemeinschaft, nicht nur als Sportgemeinschaft.“ Sebastian Hertner pflichtete ihm bei: „Wir müssen dafür sorgen, dass Rassismus und Diskriminierung keinen Platz im Verein haben. Bei dem Thema haben wir als Profis natürlich auch eine große Verantwortung.“
Der ehemalige Nationalspieler „Cacau“, der nach eigenem Bekunden als Spieler selbst wenig rassistische Anfeindungen erleben musste, betonte, dass es wichtig sei, schon Kinder für das Thema zu sensibilisieren. „Respekt fordere ich auch bei der F-Jugend ein“, sagte er. Es sei immens wichtig, bereits an der Basis wertschätzend miteinander umzugehen. Der ex-Fußballprofi, der zuletzt beim VfB Stuttgart spielte, engagiert sich heute als Integrationsbeauftragter beim DFB. Franziska Frase erläuterte, dass sie bei ihrem Sport der explizite Hinweis auf „Frauenfußball“ bereits als diskriminierend empfinde. „In welcher anderen Sportart gibt es das? Wenn der FC Bayern spielt, spricht doch auch niemand vom Männerfußball.“
Dass Darmstadt ein besonderes Publikum habe, betonte auch Nicolai Würtz vom Fanprojekt Darmstadt. Der Anteil der Frauen bei den Dauerkartenbesitzern liege bei rund einem Drittel. „Regelmäßiger Austausch mit den Fangruppen und Bildungsarbeit gehören bei uns dazu“, sagte er. Kreisfußballwart Robert Neubauer steuerte in der Diskussion Zahlen aus dem Kreis Groß-Gerau bei: Danach sei in der Saison 2017/18 sieben Mal rassistisches Verhalten vom Sportgericht geahndet worden – bei weit über 1000 Fußballspielen im Kinder- und Erwachsenenbereich. „Sieben Vorfälle sind sieben zu viel“, sagte Neubauer. „Wichtig ist den Vereinen zu signalisieren, dass sie mit den Problemen nicht allein gelassen werden.“ Neubauer empfahl den Verantwortlichen, möglichst viele Spiele als Funktionäre zu besuchen, um zu erkennen, was vor Ort passiert. „Was wir nicht gebrauchen können, ist eine Kultur des Wegschauens.“
„Der Talk konnte aus unterschiedlichen Perspektiven aufzeigen, welchen Herausforderungen Vereine zur Bekämpfung von Rassismus und weiteren Diskriminierungsformen gegenüberstehen“, sagte Nilüfer Kuş, Fach- und Koordinierungsstelle des Netzwerks des Kreises Groß-Gerau. Ihre Bilanz des Abends fällt positiv aus: „Heute Abend konnten wir unterschiedliche Ansätze und Impulse hören, die Wege aufzeigen dieser Herausforderung zu begegnen. Am besten gelingt es über die gegenseitige Unterstützung und durch Kooperationen. Wir verstehen den heutigen Abend als einen Auftakt und werden in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem Sportkreis Groß-Gerau an den Themen weiterarbeiten. So können wir gemeinsam stärker werden.“ (Foto + Pressemitteilung des Kreises Groß-Gerau)